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Private Equity für alle? Die Demokratisierung der privaten Märkte – Realität oder Marketing?

Seit einiger Zeit liest man überall: „Private Equity wird demokratisiert“.
Neue Produkte, neue Plattformen, neue Fonds – dank des europäischen ELTIF-Rahmens (European Long Term Investment Fund) sollen nun auch Privatanleger Zugang zu den bislang institutionellen Private-Equity-Märkten erhalten.

Klingt nach einer Revolution.
Aber ist es wirklich eine?

Tatsächlich hatten Privatanleger den Zugang längst. Bereits vor rund 25 Jahren hat die RWB (heute Munich Private Equity) als einer der ersten Anbieter in Deutschland Private-Equity-Dachfonds für Privatkunden aufgelegt.
In den Folgejahren kamen zahlreiche weitere Anbieter hinzu – doch bis auf einen, der sich auf das Thema Venture Capital konzentriert hat, sind sie wieder vom Markt verschwunden.
Neu ist in vielen Fällen nur der europäische Vertriebsrahmen, der es Fondsgesellschaften ermöglicht, mit einer Zulassung den gesamten europäischen Markt zu erschließen.


Warum war Private Equity lange ein Club der Großen?

Die Hürden lagen vor allem in den sehr hohen Mindestbeteiligungen – meist ab 5 oder 10Mio. € oder $ pro Fonds. Das ist selbstredend keine Option für 98 oder 99 % der Anleger. 


Was ändern ELTIFs?

Der neue Rahmen erlaubt einen grenzüberschreitenden Vertrieb, flexiblere Haltedauern (z. B. fünf Jahre), Rückgabemöglichkeiten nach Ablauf der Haltedauer sowie geringere, retail-gerechte Mindestbeteiligungen.
Diese Möglichkeiten gab es in Deutschland allerdings auch schon zuvor – die grundlegenden Eigenschaften bleiben jedoch bestehen:
höhere Renditeerwartung, weniger Liquidität, längerer Anlagehorizont, höhere Kosten.


Worauf Anleger achten müssen

  • Die Renditeerwartung liegt zwar über denen von internationalen Aktien, liegen für Privatanleger allerdings nicht auf dem Niveau institutioneller Großinvestoren, die dank höherer Mindestbeteiligungen  bessere Konditionen erhalten und dank Kapitalabrufen vs Liquidiätshaltung das Kapital effizienter arbeiten lassen.

  • Der Zugang zu den besonders guten Private-Equity-Fonds ist schwierig. Die Renditeunterschiede zwischen durchschnittlichen und Top-Fonds sind erheblich.

  • Viele der neuen ELTIF-Konstruktionen, die Nachteile der Anlageklasse reduzieren oder umgehen sollen, bringen neue Herausforderungen mit sich.
    Beispiele: kündbare Evergreen-Strukturen oder kostenreduzierte Co-Investment-Modelle.
    Letztere dürften keinen Zugang zu den besten Fonds bieten, da diese bei Co-Investments auf ihre Verwaltungs- und Erfolgsgebühren verzichten müssten – ein Anreiz, den überzeichnete Top-Fonds schlicht nicht brauchen.

  • Wer Dachfondskosten vermeiden will, geht ein hohes Klumpenrisiko ein, da ein einzelner Private-Equity-Fonds typischerweise nur in 10 bis 30 Unternehmen investiert.

  • Wenn Private-Equity-Fonds liquide sein sollen, müssen sie entweder

    1. eine hohe Liquiditätsreserve halten, die keine Rendite erwirtschaftet, oder

    2. jederzeit Unternehmensanteile verkaufen bzw. Fondsanteile weitergeben können.
      Solche Notverkäufe erfolgen meist unter Wert. Und wenn Fonds die Auszahlung verweigern dürfen, weil zu viele Anleger gleichzeitig Kapital entnehmen möchten, dann sind sie faktisch eben doch nicht liquide.


Breite Diversifikation reduziert Klumpenrisiken

Ein Dachfonds-Modell, wie es z. B. Munich Private Equity (MPE) seit vielen Jahren praktiziert, investiert je nach Konstruktion in 40 bis 100 Zielfonds, die wiederum jeweils in 10 bis 20 Unternehmen investieren.
Damit wird das Risiko erheblich reduziert, während die Renditeerwartung über der internationaler Aktien liegt.
Ein entscheidender Erfolgsfaktor im Private-Equity-Geschäft ist der Zugang zu den besten Fonds – dieser gelingt MPE seit vielen Jahren. Genau genommen seit die eigene KVG MPEP die Auswahl der Zielfonds steuert (2014).


Mein Anspruch

Ich halte Private Equity für einen wichtigen und sinnvollen Baustein in einem Portfolio – ob als Einmalanlage, Ansparung oder Kombination.
Auch Aktienfonds setzen einen Anlagehorizont von mindestens fünf bis sieben Jahren voraus.
Deshalb sehe ich Bindefristen bei Private Equity nicht als Nachteil, sondern als konsequent.

Das klassische Rendite-Dreieck lautet: Liquidität × Rendite × Sicherheit.
Wer Rendite und Sicherheit möchte, muss auf einen Teil der Liquidität verzichten.
Private Equity sollte dabei immer nur ein Baustein eines Gesamtportfolios sein.


Erwartbare Renditen

Ich halte für Privatanleger 7 – 12 % jährlich für realistisch.
Zum Vergleich: Für internationale Aktien wird aktuell – laut J.P. Morgan und Vanguard – auf Sicht der nächsten 10 bis 15 Jahre ein Renditepotenzial von 5 – 6 % p. a. prognostiziert.
Diese im historischen Vergleich relativ geringe Erwartung ist vor allem auf das hohe Bewertungsniveau der Aktienmärkte zurückzuführen.
In diesem Umfeld sind 7 – 12 % aus Private Equity eine sehr attraktive Ergänzung für jedes Portfolio.


Warum ist Private Equity volkswirtschaftlich relevant?

Private Equity ermöglicht es mittelständischen Unternehmen – häufig mit 100 bis 400 Mitarbeitern und Umsätzen im zweistelligen Millionenbereich –, Kapital und Know-how zu erhalten, Wachstum zu gestalten und Arbeitsplätze zu sichern oder zu schaffen.
Das gilt insbesondere dann, wenn Nachfolgen fehlen oder Wachstumschancen aus eigener Kraft nicht realisiert werden können.


Fazit

Die Demokratisierung der privaten Märkte ist längst Realität.
Der Einstieg ist für Privatanleger heute problemlos möglich.

Wer mit Erfahrung, Geduld und klarer Strategie investiert, kann Private Equity als wirksamen Diversifikations- und Renditebaustein nutzen.

Denn auch in demokratisierten Märkten gilt:
Verstehen schlägt Vertrauen.



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